PERFECO berät Unternehmen in Bereichen wie Laborautomation, Rohstofftechnik oder in der Entwicklung von Formulierungen im Bereich Farben und Lacke. Gibt es spannende Praxisbeispiele?
Detlef Gysau: Ja, die Praxis zeigt sehr gut, wie breit und gleichzeitig tief diese strategische Beratung greifen kann. Bei einem Beispiel aus der Laborautomation stand ein Unternehmen vor der Herausforderung, hunderte Rezepturen effizient zu formulieren und zu prüfen. Durch die Analyse des manuellen Workflows konnte aufgezeigt werden, wie der Durchsatz und gleichzeitig die Reproduzierbarkeit massiv erhöht werden können. Oder ein Farben- und Lackhersteller suchte nach Alternativen zu einem kritischen Additiv, das regulatorisch eingeschränkt war. Gemeinsam wurden danach mit biobasierten Additiven und Füllstoffen die Formulierungen optimiert.
Viele Jahre waren Sie in Grossunternehmen tätig. Was hat Sie dazu bewegt, ein eigenes Startup zu gründen – und weshalb am Park Innovaare?
Detlef Gysau: Ich habe rund 36 Jahre in Grossunternehmen gearbeitet. Durch die Gründung meines eigenen Unternehmens habe ich Vorteile durch kurze Prozesse, Flexibilität und Geschwindigkeit. Dies war auch einer der Gründe, weshalb ich mich im Park Innovaare niedergelassen habe. Hier habe ich die Möglichkeit gefunden, mein Büro und modernes Labor an einem Ort zu realisieren. Man findet hier viele forschende Startups mit brillanten Ideen und Erfindergeist sowie Nähe zum grössten Schweizer Forschungsstandort, dem Paul-Scherrer-Institut PSI.
Sie sind Autor diverser Fachbücher, etwa «Füllstoffe» oder «Fillers for Paints» (Füllstoffe für Farben). Wo sehen Sie zukünftig das grösste Innovationspotenzial?
Detlef Gysau: Die Schnittstellen von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Biowissenschaften sind die Hotspots für Innovation. Wer in diesen Bereichen forscht und investiert, gestaltet die Zukunft aktiv mit. Im Bereich Nachhaltigkeit & Kreislaufwirtschaft werden wir neue Materialien und Prozesse entwickeln, die klimaneutral sind, Recycling und Upcycling ermöglichen und fossile Rohstoffe durch biobasierte Alternativen ersetzen. KI-gestützte Simulationen, digitale Zwillinge und automatisierte Laborsysteme beschleunigen die Forschung enorm und ermöglichen es, neue Materialien und Produkte in bislang ungeahnter Geschwindigkeit zu entwickeln.
Künstliche Intelligenz ist sehr schnell in die Labore eingezogen. Wo hat sich KI in den Laboren bereits etabliert, wo noch nicht?
Detlef Gysau: KI ist in modernen Laboren heute schon ein fester Bestandteil, vor allem in Bereichen, wo grosse Datenmengen verarbeitet werden müssen. Durch KI-gestützte Modellierung lassen sich Eigenschaften von Materialien oder Wirkstoffen vorhersagen, bevor sie überhaupt im Labor synthetisiert werden. Das spart Zeit und Ressourcen. Noch nicht vollständig etabliert ist KI dagegen in Feldern, die hohe Kreativität, Intuition und Erfahrung erfordern. Viele Durchbrüche entstehen aus dem «Out-of-the-box»-Denken und der Intuition zwischen Disziplinen – hier ist der Mensch aktuell noch unschlagbar. KI ist also schon heute unverzichtbar für Effizienz, Geschwindigkeit und Datenintelligenz im Labor. Aber sie ersetzt nicht die menschliche Kreativität und das wissenschaftliche Urteilsvermögen – vielmehr verstärkt sie diese.
Wo kommt KI heute im Bereich Farben und Lack oder auch Füllstoffe zur Anwendung?
Detlef Gysau: In der Farben- und Lackentwicklung wird KI bislang nur punktuell, aber nicht flächendeckend eingesetzt. KI-gestützte Systeme analysieren Farbtöne und Rezepturen schneller und präziser als herkömmliche Methoden. Sie helfen, Farbabweichungen zu minimieren und die Reproduzierbarkeit sicherzustellen. Durch Machine-Learning-Algorithmen lassen sich unzählige Kombinationen von Bindemitteln, Pigmenten, Additiven und Füllstoffen simulieren. Sensoren in der Produktion liefern Echtzeitdaten. KI wertet diese Daten aus und erkennt Abweichungen sofort – lange bevor klassische QS-Methoden reagieren würden.
Bio-basierte oder recycelte Materialien sind sehr angesagt. Können Sie ein paar Anwendungsbeispiele nennen? Was sind Vor- und Nachteile?
Detlef Gysau: Ja, der Trend zu nachhaltigen Rohstoffen ist auch in unserer Branche sehr präsent. Beispiele sind Füllstoffe aus Abfällen aus Steinbrüchen, Carbon Black aus Altreifen, etc. Bio-basierte und recycelte Materialien bringen einen grossen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz. Die Vorteile sind die Reduktion fossiler Rohstoffe, bessere CO₂-Bilanz, teilweise sogar bessere Eigenschaften. Der Nachteil ist aktuell noch, dass sie nicht in allen Anwendungen die gleiche Leistungsfähigkeit wie konventionelle Rohstoffe erreichen. Erschwerend sind manchmal auch schwankende Qualität, Verfügbarkeit und der Preis.
Technische Performance, Kosteneffizienz, Nachhaltigkeit und Regulierung – was sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen der Branche?
Detlef Gysau: Alle vier Aspekte sind entscheidend, aber sie stehen oft in einem Spannungsfeld zueinander. Der Druck auf die Hersteller mit immer strengeren Umwelt- und Chemikaliengesetzen nimmt kontinuierlich zu. Aber oft entstehen dadurch grosse Zielkonflikte: Ein Rohstoff ist technisch ideal, aber regulatorisch eingeschränkt oder in absehbarer Frist nicht mehr einsetzbar. Dies reduziert die Ressourcen für die eigentlichen Innovationen in puncto technischer Performance.
Was wäre Ihr ‹Moonshot›-Projekt, wenn Budget, Zeit und Ressourcen keine Grenzen hätten?
Detlef Gysau: Mein persönlicher Moonshot wäre ein ganzheitliches «Zero-Impact Coating» – also eine Beschichtung, die in jeder Hinsicht nachhaltig ist. 100% bio-basiert oder recycelt, ohne fossile Rohstoffe, klimaneutral in der Herstellung, mit geschlossenen Stoffkreisläufen sowie extrem langlebig und multifunktional - und zu guter Letzt vollständig rückführbar ins Kreislaufsystem am Ende des Lebenszyklus ist.
Über PERFECO
PERFECO GmbH ist ein Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen mit Sitz am Switzerland Innovation Park Innovaare in Villigen (Schweiz). Mit fundierter Expertise in mineralischen Rohstoffen und Formulierungstechnik bietet PERFECO massgeschneiderte Lösungen – vom Rohstoffhandel, der Rohstoffbewertung über Laborautomation und Datenintegration bis hin zu CO₂-Reduktion und Kreislaufwirtschaft. Darüber hinaus begleitet PERFECO seine Kunden mit Trainings, einem mobilen Labor und praxisnaher Beratung bei der Umsetzung innovativer Projekte.
<picture class="inline-block h-full w-full cursor-pointer" style="--tw-backdrop-blur:;--tw-backdrop-brightness:;--tw-backdrop-contrast:;--tw-backdrop-grayscale:;--tw-backdrop-hue-rotate:;--tw-backdrop-invert:;--tw-backdrop-opacity:;--tw-backdrop-saturate:;--tw-backdrop-sepia:;--tw-blur:;--tw-border-spacing-x:0;--tw-border-spacing-y:0;--tw-brightness:;--tw-contain-layout:;--tw-contain-paint:;--tw-contain-size:;--tw-contain-style:;--tw-contrast:;--tw-drop-shadow:;--tw-gradient-from-position:;--tw-gradient-to-position:;--tw-gradient-via-position:;--tw-grayscale:;--tw-hue-rotate:;--tw-invert:;--tw-numeric-figure:;--tw-numeric-fraction:;--tw-numeric-spacing:;--tw-ordinal:;--tw-pan-x:;--tw-pan-y:;--tw-pinch-zoom:;--tw-ring-color:rgba(59,130,246,.5);--tw-ring-inset:;--tw-ring-offset-color:#fff;--tw-ring-offset-shadow:0 0 #0000;--tw-ring-offset-width:0px;--tw-ring-shadow:0 0 #0000;--tw-rotate:0;--tw-saturate:;--tw-scale-x:1;--tw-scale-y:1;--tw-scroll-snap-strictness:proximity;--tw-sepia:;--tw-shadow-colored:0 0 #0000;--tw-shadow:0 0 #0000;--tw-skew-x:0;--tw-skew-y:0;--tw-slashed-zero:;--tw-translate-x:0;--tw-translate-y:0;border-style:solid;border-width:0px;box-sizing:border-box;cursor:pointer;display:inline-block;height:480px;outline-offset:2px;outline:transparent solid 2px;width:640px;"><source style="--tw-backdrop-blur:;--tw-backdrop-brightness:;--tw-backdrop-contrast:;--tw-backdrop-grayscale:;--tw-backdrop-hue-rotate:;--tw-backdrop-invert:;--tw-backdrop-opacity:;--tw-backdrop-saturate:;--tw-backdrop-sepia:;--tw-blur:;--tw-border-spacing-x:0;--tw-border-spacing-y:0;--tw-brightness:;--tw-contain-layout:;--tw-contain-paint:;--tw-contain-size:;--tw-contain-style:;--tw-contrast:;--tw-drop-shadow:;--tw-gradient-from-position:;--tw-gradient-to-position:;--tw-gradient-via-position:;--tw-grayscale:;--tw-hue-rotate:;--tw-invert:;--tw-numeric-figure:;--tw-numeric-fraction:;--tw-numeric-spacing:;--tw-ordinal:;--tw-pan-x:;--tw-pan-y:;--tw-pinch-zoom:;--tw-ring-color:rgba(59,130,246,.5);--tw-ring-inset:;--tw-ring-offset-color:#fff;--tw-ring-offset-shadow:0 0 #0000;--tw-ring-offset-width:0px;--tw-ring-shadow:0 0 #0000;--tw-rotate:0;--tw-saturate:;--tw-scale-x:1;--tw-scale-y:1;--tw-scroll-snap-strictness:proximity;--tw-sepia:;--tw-shadow-colored:0 0 #0000;--tw-shadow:0 0 #0000;--tw-skew-x:0;--tw-skew-y:0;--tw-slashed-zero:;--tw-translate-x:0;--tw-translate-y:0;border-style:solid;border-width:0px;box-sizing:border-box;outline-offset:2px;outline:transparent solid 2px;" src="https://chm-images-prd.forward-publishing.io/2025/10/14/75e4f5ac-dbf1-4263-a65d-a45b23af88ee.jpg?w=1024&auto=format&s=ecefba77ec93319837a434238983d5dd" srcset="https://chm-images-prd.forward-publishing.io/2025/10/14/75e4f5ac-dbf1-4263-a65d-a45b23af88ee.jpg?w=2048&auto=compress%2Cformat&s=ecefba77ec93319837a434238983d5dd 2048w, https://chm-images-prd.forward-publishing.io/2025/10/14/75e4f5ac-dbf1-4263-a65d-a45b23af88ee.jpg?w=1024&auto=compress%2Cformat&s=ecefba77ec93319837a434238983d5dd 1024w, https://chm-images-prd.forward-publishing.io/2025/10/14/75e4f5ac-dbf1-4263-a65d-a45b23af88ee.jpg?w=760&auto=compress%2Cformat&s=ecefba77ec93319837a434238983d5dd 760w, https://chm-images-prd.forward-publishing.io/2025/10/14/75e4f5ac-dbf1-4263-a65d-a45b23af88ee.jpg?w=620&auto=compress%2Cformat&s=ecefba77ec93319837a434238983d5dd 620w, https://chm-images-prd.forward-publishing.io/2025/10/14/75e4f5ac-dbf1-4263-a65d-a45b23af88ee.jpg?w=320&auto=compress%2Cformat&s=ecefba77ec93319837a434238983d5dd 320w, https://chm-images-prd.forward-publishing.io/2025/10/14/75e4f5ac-dbf1-4263-a65d-a45b23af88ee.jpg?w=160&auto=compress%2Cformat&s=ecefba77ec93319837a434238983d5dd 160w" sizes="100vw"></picture>
